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Was der Umgang mit Gewalt mit uns macht

Was der Umgang mit Gewalt mit uns macht

Gewalt zeigt zunächst einmal einen Mangel an Empathie. Das kann verschiedene Gründe haben.

Das kann eine momentane Abwesenheit von Mitgefühl sein, weil der Täter sehr wütend, hilflos, verängstigt oder sonst wie, gestresst ist. Normalerweise hat ein gesunder Mensch eine angeborene, genetisch verankerte Scheu, anderen Menschen Leid zuzufügen. Bei diesen Menschen ist die Chance recht groß, dass sie sich wieder beruhigen lassen, wenn man sie dazu bringt, runterzukommen und über ihr Tun nachzudenken. Das kann unterschiedliche Ausprägungen haben. Manche haben eine fast stoische Ruhe und man muss sich schon richtig anstrengen, diese Menschen zur Explosion zu bringen. Dann gibt es die Typen mit extrem kurzer Zündschnur, die aus verschiedenen Gründen, sehr schnell ausrasten. Das ist häufig bei Menschen, die durch Krieg, schlechtes Elternhaus oder andere Extremsituationen traumatisiert sind und oft therapeutische Hilfe benötigen. Dazwischen gibt es alle Abstufungen.

In meiner Zeit als Sicherheitsleiter auf Flohmärkten, habe ich die Erfahrung gemacht, dass manche Volksgruppen, einen Hang zur Gewalt mit sich tragen, weil sie diese kurze Zündschnur haben. Ich weiß nicht, ob das an der Art liegt, wie in den Herkunftsländern Kinder erzogen werden. Nicht alle Völker in den Volksgruppen sind da gleich. Es gibt auch selbstverständlich individelle Unterschiede.

Letztlich ist natürlich immer der Mensch entscheidend, der gerade vor einem steht. Es gibt immer Menschen, die aus der Norm fallen. Man muss immer darauf achten, dass die Schublade offenbleibt, in die man jemanden steckt.

Unter dem Strich hat Gewalt fast immer mit Emotion zu tun. Es gibt Menschen, die hassen oder lieben. Das „dazwischen“ ist unterrepräsentiert. Es fehlen die emotionalen Zwischentöne, das Grau, zwischen dem Schwarz und dem Weiß.

Es gibt ein Buch von Fritz Riemann, das einem hilft, Menschen besser zu verstehen. „Grundformen der Angst“. Hier wird die These vertreten, dass das Handeln und Denken von vier Ängsten bestimmt wird. Man muss sich das wie eine Windrose vorstellen.

Auf der einen Seite der ersten Achse, steht die Angst vor Verlust von Menschen (Riemann bezeichnet es depressiv), auf der anderen die Angst vor dem Verlust des Selbst (Schizoide Ebene).

Als Kreutz darüber legt man, die Angst vor Veränderung (zwanghaft) und die Angst vor Stagnation (manisch).

Es wird für jeden Typus genau beschrieben, was diese Menschen ausmacht und wie es dazu kommt, dass man auf der einen oder anderen Seite ist. Ein gesunder Mensch findet sich in jedem dieser Typen wieder. Was auch normal ist. Schlecht wird’s nur, wenn eine Achse überrepräsentiert ist. Dann wird’s pathologisch.

Psychopathen

Es gibt auch Menschen, die nicht fähig zur Empathie sind. Man nennt sie Psychopathen. Das sind nicht unbedingt böse Menschen. Sie können sich eben nur sehr schlecht bis gar nicht, in die Gefühle ihrer Mitmenschen hineinversetzen. Oft sind das hervorragende Führungspersönlichkeiten, weil es ihnen leicht fällt unbequeme Entscheidungen zu treffen, da sie frei sind, vom Ballast des Mitfühlens. Viele Militärkommandeure, die keine Psychopathischen Züge haben, leiden darunter, was sie ihren Untergebenen im Einsatz abverlangen müssen.

Manche Psychopathen können den Mangel an Empathie sehr gut verstecken. Sie lernen, ihren Mitmenschen Gefühle vorzuspielen. Und zwar Oscarreif. Tatsächlich fühlen Psychopathen wenig bis nichts. Es gibt da wohl auch unterschiedliche Ausprägungen.

Soziopathen

Dann gibt es noch eine Gruppe von Menschen, die sich irgendwann entschieden hat, nicht zu fühlen. Diese Menschen nennt man Soziopathen. Die Ursache ist hier meistens in Traumata zu suchen. Anders als Psychopathen, können sie die Gefühle ihrer Mitmenschen durchaus nachempfinden. Jedoch haben sie entschieden, dies zu ignorieren, oder für ihre Belange auszunutzen.

Gewalt

Normalerweise hat die Evolution dafür gesorgt, dass kein Tier einem Artgenossen etwas antut oder ihn gar tötet. Hier gibt es nur wenige Ausnahmen. Spinnen, die ihre Artgenossen, insbesondere Paarungswillige Männchen verspeisen, oder Schimpansen, bei der Durchsetzung von Revieransprüchen (man beachte die genetische Nähe zum Menschen). Auch Menschen haben normalerweise eine Hemmschwelle zu überwinden, um Artgenossen weh zu tun.

In der Menschlichen Gesellschaft, ist Gewalt leider nicht selten. Das war schon immer so. nach dem zweiten Weltkrieg hatten wir in Mitteleuropa, eine relativ gewaltarme Zeit. Die mehrere Generationen lang anhielt. Die zunehmende Globalisierung sorgt leider dafür, dass sich das wieder normalisiert, was der Mitteleuropäer jedoch anders empfindet. Die meisten von uns kennen keine Welt, in der selbst Reisen von 10 Kilometern, extrem Gefährlich waren, weil ständig Räuber die Gegend unsicher machten. Dagegen ist unsere Welt eine sehr friedliche. Ihrem Empfinden entsprechend, suchen die Menschen nach Möglichkeiten, diese Gefahren für sich zu mindern.

In den USA kauft man sich eine Waffe, die ein Pflaster auf die Angst klebt. Das ist in Europa jedoch nicht so einfach. Also lernt man Boxen oder einen anderen Kampfsport. Jedoch, das Tragen einer Waffe oder Kampfsport, löst nicht das Problem der Hemmung, Artgenossen etwas anzutun. In den USA wird der Großteil aller Raubmorde, mit der Waffe des Opfers ausgeführt. Dieser zieht vielleicht die Waffe, ist dann allerdings nicht fähig zu schießen. Viele Europäer, werden angegriffen, sind aber Trotz Kampfsport nicht fähig, den Täter niederzuschlagen.

Im Unterricht ist es nicht selten, dass Anfänger, wenn sie erstmals mit realistisch gespielter Einschüchterung und Gewaltvorbereitung konfrontiert werden, sich umdrehen und erstmal eine Pause brauchen, um damit klarzukommen. Einmal habe ich zwei Kandidaten gehabt, die mich angesehen haben und ich wusste, die sehe ich nie wieder. Mitunter brauchen Schüler sehr lange, bis sie die richtigen Abmachungen für sich getroffen haben und gelernt haben, selbst Gewalt anzuwenden.

In vielen unserer Schulen ergibt sich ein weiteres Problem. Viele Lehrer glauben, wenn sie potenziellen Opfern, unter Strafandrohung verbieten, sich zu wehren, löst sich das Gewaltproblem. Selbst lautstarkes „Stopp!! Lass mich in Ruhe!“ schreien, wird unterbunden. Auf den Gedanken, dass es den Täter nicht interessiert, oder er sich geradezu über dieses Verbot freut, kommen sie nicht. Dass sie die Opfer zu einem Leben als Opfer und Verlierer konditionieren, blenden sie aus, oder Wissen es nicht einmal. Dass sie gegen das im Grundgesetz verankerte Grundrecht, auf körperliche und seelische Unversehrtheit verstoßen, wollen sie nicht wahrhaben. Hauptsache, oberflächlich gesehen, ist alles ruhig und friedlich.

Leider reicht es nicht, Gewalt einfach zu verbieten. Es gehört zum Wesen der Gewalt, sich nicht um Regeln und Verbote zu scheren. In jedem Krieg werden die Regeln der Genfer Landkriegsordnung mit Füßen getreten. Auf vielen Bahnhöfen läuft man Gefahr, unvermittelt eine Treppe hinuntergeworfen oder sonst wie attackiert zu werden. Gegen diese Gewalt hingegen, gibt es ein Mittel. Achtsamkeit. Seine Umwelt wahrzunehmen und offen für alles zu sein. Wenn man unterwegs ist, sollte man Ablenkungen vermeiden.

Die Meisten Menschen, denen Gewalt zuteilwird, heben eine einfache Strategie. Sie machen sich unsichtbar, indem sie versuchen, nicht aufzufallen. In der Menge untertauchen. Leider machen sie den Fehler, sich körpersprachlich als Opfer zu outen, ohne es zu wissen. Wenn sie sich nur etwas aufrechter halten würden, wären schon viele Probleme gelöst. Unsere Körperhaltung ist ein Spiegel unserer Seele. Sie drückt aus, ob wir ängstlich, oder selbstbewusst sind. Es ist gut, sich den Tätern nicht als Opfer zu präsentieren. Ist die Gewalt jedoch erst zutage getreten, reicht das nicht mehr. Dann muss man wahrscheinlich selbst gewalttätig werden. Ob man will, oder nicht.

Natürlich gibt es auch Menschen, die sich aus jedem Ärger herausreden können, und / oder einfach kein Stressmagnet sind. Aber auch sie sollten sich eine gewisse Grundausbildung aneignen. Es gab einmal eine Direktive der Schulbehörden in Schleswig-Holstein, dass Kampfsport in den normalen Schulsport gehört. Leider halten manche Lehrer in Niedersachsen dies für eine Gefahr und versuchen Kinder, die sich mit Kampfsport / Kampfkunst befassen, davon abzubringen. Nichtahnend oder ignorierend, dass guter Kampfkunst-Unterricht, immer, Gewaltprävention beinhaltet. Diese ist leider nicht immer leise und stört somit die gewünschte Ruhe. Es ist aber notwendig den Täter, lautstark bloßzustellen. Das ist immer noch die beste Methode, Gewalt zu verhindern, da es Zeugen schafft, und die Täter sehr wohl wissen, dass ihr Tun, nicht in Ordnung ist. Leider gibt es Gruppendynamische Prozesse, die manchmal dazu führen, dass dieses Wissen komplett ausgeschaltet wird. Deshalb, werden Menschen in Gruppen oft zu Taten angestachelt, die sie aus eigenem Antrieb niemals begehen würden.

Der große Feind

Der große Feind des Menschen ist das Ego. Durch ein zu großes Ego, werden selbst Banalitäten, zu Katastrophen, wenn man nicht aufpasst. Das kann ein Mensch sein, der auf einen Parkplatz fährt, den man gerade anvisiert hat, oder jemand, der sich in einer Warteschlange vordrängelt und vieles andere. Mitunter ist es ein Ritt auf der Klinge. Lässt man den Täter immer und immer wieder gewähren, wird er mit der Zeit immer unverschämter werden. Man sollte schon den Mund aufmachen können, wenn jemand unverschämt ist. Allerdings muss man aufpassen, dass man die Situation soweit unter Kontrolle behält, dass sie nicht eskaliert. Das sollte man lernen.

Eine gute Methode ist es, den Täter bloßzustellen, indem man laut genug, dass es die Umgebung mitbekommt, das Tun des Täters anprangert. Das gibt zwar keine absolute Sicherheit, dass nichts passiert, aber die Wahrscheinlichkeit ist schon viel höher. Wenn es dann doch zum Äußersten kommt und man sich tatkräftig wehren muss, hat man, wenn man hinterher die Polizei gerufen hat (sollte man in jedem Fall tun), doch eine große Chance, die Zeugen auf seiner Seite zu haben.

Ein weises Sprichwort sagt: „Der klügere gibt nach“ aber, fortwährendes Nachgeben, gibt dem unverschämten, was er will. Das macht Schule und das kann auch niemand wollen.

Fazit

Es ist entscheidend, dass Prävention von Gewalt nicht allein auf individueller Verantwortung lastet. Die Gesellschaft als Ganzes muss sich ihrer Rolle bewusstwerden. Öffentliche Aufklärungskampagnen, die Förderung sozialer Kompetenzen bereits im Kindesalter und die Schaffung sicherer öffentlicher Räume können einen wesentlichen Beitrag leisten. Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Unterstützung und Stärkung von Opfern, damit sie nicht in Isolation geraten, sondern die Möglichkeit erhalten, traumatische Erfahrungen zu bewältigen und gestärkt daraus hervorzugehen.

Darüber hinaus ist die Schulung von Fachkräften, sei es in Schulen, im öffentlichen Dienst oder bei der Polizei, von großer Bedeutung. Sie müssen lernen, Gewalt frühzeitig zu erkennen, zu deeskalieren und konstruktiv damit umzugehen. Respekt und Empathie sollten in diesen Kontexten als Grundwerte vermittelt werden, um langfristig ein Klima der gegenseitigen Rücksichtnahme zu schaffen.

Letztlich sollte auch die kulturelle Dimension von Gewalt nicht übersehen werden. Medien spielen eine immense Rolle in der Darstellung von Konflikten und deren Lösungen. Wenn Gewalt in Filmen und Serien als einziges Mittel zur Problemlösung verherrlicht wird, prägt dies unweigerlich das Bewusstsein vieler Menschen. Hier sind verantwortungsvolle Inhalte gefragt, die alternative und friedliche Wege aufzeigen, Konflikte zu bewältigen – ohne jedoch die Realität zu beschönigen.

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